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Ja, mach nur einen Plan!
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch ’nen zweiten Plan
Gehn tun sie beide nicht.

 (B. Brecht; Ballade von der Unzulänglichkeit menschlichen Planens)

 Alles war so schön geplant: unser hausinterner Schulentwicklungsnachmittag („Ja, mach nur einen Plan“), an den sich das alle zwei Jahre stattfindende Schulentwicklungswochenende in Kloster Banz anschließen sollte („Und mach dann noch ’nen zweiten Plan“). Doch die kleinen Proteinspikes von Corona machten uns einen Strich durch die Rechnung („Gehen tun sie beide nicht“). Keine hausinternen Diskussionsrunden, keine Klausur, kein Kloster, kein Frankenland. Keine Schulentwicklung?

Aber ja doch – wir hatten einen dritten Plan, der zur Ausführung kam!

Das Kollegium des Gymnasiums Puchheim wollte sich nicht ausbremsen lassen im Fortschreiten des Schulentwicklungsprozesses. Also galt es, unseren Diskussions- und Fortschreibungsprozess im Rahmen unserer Schulentwicklung auf eine andere, inzwischen wohl erprobte digitale Plattform zu verlagern: MS-Team. Was vor einem Jahr noch schier utopisch geklungen hätte, wurde im Laufe des letzten Jahres zunehmend Realität: digital getragene Kommunikation ersetzte gezwungenermaßen das Gespräch im analogen Raum. Ein Versuch – kein Wagnis mehr. Und so machten sich am Nachmittag des 23. März 2021 36 Kolleg*innen auf den Weg, Bildungsfragen zu stellen, zu diskutieren und Wege aufzuzeigen, die aufgeworfenen Fragen in Bahnen zu lenken, zu beantworten. Wie können wir digitales Lernen didaktisch gewinnbringend im Unterricht integrieren (Stichwort iPads)? Wie gestalten wir Kommunikation zwischen Schülern, Lehrpersonen und Eltern? Wie leben wir Medienethik? Wie können wir Schüler*innen nach der Phase des Distanzunterrichts emotional und fachlich auffangen? Wie gestalten wir unsere Schule wieder als Ort der kulturellen und sozialen Begegnung, als Lebensraum? Themen genug, um Nachmittage zu füllen. Die hatten wir aber ob der Unterrichtsbedingungen (Präsenz- und Distanzunterricht) nicht – was also tun?

Vorab sammeln, strukturieren, zusammenfassen und wieder – planen. Schon Wochen vor dem Nachmittag der Schulentwicklung kristallisierten sich Themenfelder heraus, die mithilfe von OneNote ins Rennen geschickt, formuliert, kommentiert und priorisiert wurden. Der digital gehaltene Nachmittag konnte nur funktionieren, da inhaltliche digitale Vorarbeit geleistet wurde. Kollaboratives Arbeiten eben, welches auch schon streckenweise während des Distanzunterrichts erprobt werden konnte – davon durften wir nun profitieren. Und so wussten wir zumindest, auf was wir uns inhaltlich am 23. März einlassen würden – ob das auch technisch klappen würde? Versuche, Projekte verdienen ihren Namen nur, wenn sie auch scheitern dürfen – um dann doch meistens ohne Probleme zu funktionieren. So auch am digitalen Nachmittag der Schulentwicklung (siehe Bild unten).

Und wir wollten uns nicht in den Reigen negativer Schlagzeilen einreihen, ist uns doch auch allen deutlich geworden, welches Entwicklungspotenzial im Laufe des letzten Jahres neben allem Unbill freigesetzt werden konnte. Kein Wunder, dass die mithilfe des Tools Mentimeter kreierte Wortwolke (siehe Bild oben) zum Auftakt des Nachmittags positiv besetzte Begriffe wie „Eigenverantwortlichkeit, Zusammenarbeit, Flexibilität und Selbständigkeit“ hervorhob. Diese positiven Eindrücke sollten uns die nächsten 4,5 Stunden begleiten. Dank der Vorarbeit waren die Arbeitsgruppen schnell gefunden und die Zuordnung sowie Öffnung der Gruppenräume in MS-Teams klappte problemlos. In diesen fanden nun intensive Gespräche und teilweise auch kontroverse Diskussionen statt, deren Ergebnisse nach 1,5 Stunden in der Gesamtkonferenz vorgetragen und weiter diskutiert sowie konkretisiert werden konnten. Festgehalten wurde alles in Gruppenprotokollen, die nun für alle Kolleg*innen in OneNote einsehbar sind und bei Bedarf kommentiert sowie erweitert werden können. Einige Vorschläge z.B. hinsichtlich der Kommunikationswege können sicherlich relativ zügig umgesetzt werden, andere bedürfen weiterer intensiver Diskussion und Abwägung-Schulentwicklung als Prozess.

Uns ist bewusst, dass das neue Format eines digitalen Schulentwicklungsnachmittags kein Ersatz für die Arbeit face-to-face sein kann, aber ein – glücklicherweise gelungener – Baustein kollegialen Arbeitens, um Bildung voranzubringen.

Lieber B. Brecht! Die Planungen für das Schulentwicklungswochenende in Kloster Banz 2022 laufen übrigens schon.

Alexander Rotter (Schulentwicklungskoordinator)