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70 Jahre Grundgesetz! Was uns bei diesem erfreulichen Ereignis für unser Land vielleicht nicht sofort in den Sinn kommt, ist, dass trotz einer so fortschrittlich demokratischen Verfassung immer noch mehr Diskriminierung stattfindet, als wohl vermutet wird.

Mit seinem Vortrag für die Schülerinnen und Schüler hat Narku Laing deshalb einen wertvollen Beitrag zur Aufklärung über die Diskriminierung von Minderheiten in Deutschland geleistet. Und das keinesfalls auf eine trockene Art und Weise, sondern so abwechslungsreich und interessant gestaltet, dass er die Schülerinnen und Schüler über 90 Minuten hinweg fesseln konnte.

Mit einer Mischung aus spannenden Versuchen und interessanten Bestandteilen der Politiktheorie machte Laing, der unter anderem auch Dozent für Politikwissenschaft am Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft an der LMU München ist, den Schülerinnen und Schülern deutlich, dass diskriminierende Gedanken, auch wenn sie teilweise nicht explizit beabsichtigt sind, v.a. aufgrund von kultureller Prägung entstehen bzw. entstanden sind. So hat er gezeigt, dass viele von uns beispielsweise unterbewusst ein sehr einseitiges Bild von Afrika haben, weil wir nicht berücksichtigen, wie divers dieser Kontinent ist.

Immer wieder nimmt Laing auch Bezug auf Erfahrungen aus seinem eigenen Leben, erzählt von seiner Einbürgerung und dass er sich als „besserer, bezahlter Deutscher auf Zeit“ sieht, weil er für die Einbürgerung nicht nur bestimmte Voraussetzungen erfüllen bzw. entsprechende Gebühren bezahlen musste, sondern weil ihm lt. geltender rechtlicher Lage seine Staatsbürgerschaft unter Umständen auch wieder aberkannt werden kann.

Zudem machte er deutlich, dass die im Grundgesetz verbrieften Rechte keinesfalls eine Selbstverständlichkeit sind und letztlich immer noch Spielraum für Diskriminierung auftun. Laing verwies in diesem Zusammenhang beispielhaft darauf, dass die Rechtsauslegung und damit das Verständnis bestimmter Rechte im hohen Maße von der geltenden Rechtsauffassung des Bundesverfassungsgerichts abhängt.

Aus Laings abschließenden Worten, wonach „Vielfalt und Toleranz nicht von allein passiert“, wird deutlich, dass auch nach 70 Jahren Toleranz und Vielfalt in der deutschen Politik noch einiges vor sich haben. Es ist ein Aufruf an uns alle, uns stets aktiv mit unserem Denken und Handeln auseinanderzusetzen und sowohl unser eigenes als auch das Denken und Handeln der uns umgebenden Personen kritisch zu hinterfragen.

Viktoria Wiegemann (Q 11)