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Poetry Slam Workshop 2019

Ein besonderer Vormittag am GymP für die Jahrgangsstufe 8

„Was? Wir sollen uns mit Gedichten beschäftigen??? – An diesem Tag bin ich aber sowas von sicher krank…“

Das war die erste Reaktion eines Achtklässlers auf die Einladung zum Poetry Slam Workshop, den Frau Scherf-Kraß und Frau Schubert mit Frau Reber vom Viscardi- Gymnasium für alle Schülerinnen und Schüler der 8. Jahrgangsstufe organisiert hatten.

Die meisten der Teilnehmenden hatten nie zuvor von Poetry Slam gehört und so begann Frau Reber ihren Workshop mit einigen kurzweiligen Erläuterungen zur Entstehungsgeschichte dieser Kunstrichtung. Poetry Slam ist eine Mischung aus Literatur und Performance. Bei einem Slam präsentieren die Autorinnen und Autoren innerhalb von fünf Minuten ihre Texte und stellen sich dem Votum des Publikums. Form und Inhalt der Beiträge sind völlig frei. Anschließend zeigte Frau Reber den Beitrag einer Slammerin des U20 Poetry Slam Finales aus dem Jahr 2017.

Nach dieser knappen theoretischen Einführung war es Zeit, für die Schüler selbst aktiv zu werden. Drei Schreibübungen hatte Frau Reber im Gepäck, die die jugendlichen Schreiberinnen und Schreiber nicht nur bereitwillig, sondern mit wachsender Begeisterung umsetzten. Zunächst ging es darum, Synonyme für das Wort „schlafen“ zu finden. Bereits hier zeigte sich die Kreativität unserer Schülerschaft: von „den Unterricht sinnvoll nutzen“ über „unfreiwillig denken“ bis „zeitweise tot sein“ war alles dabei. Die zweite Aufgabe war dann schon etwas kniffliger: Es sollte folgendes Gedicht fortgesetzt werden:

Weich ist es, rund und himmelblau.
Ich weiß nicht mehr, wer es mir gab.
Und als ich’s dir gegeben hab…“

Doch auch hier war die Vorlage von Frau Reber optimal gewählt, denn die Ideen sprudelten nur so aus den Köpfen heraus.

Beim abschließenden „Freewriting“ sollten die Jugendlichen fünf Minuten durchgehend schreiben – sie durften den Stift nicht weglegen und waren somit gezwungen, ihren Gedanken schriftlich freien Lauf zu lassen. Manche fühlten sich von der ungewöhnlichen Aufgabe unter Druck gesetzt, andere begannen das Alphabet zu schreiben, aber es gab auch einige, die überrascht waren, wie leicht ihnen die Worte aus der Feder flossen.

Nach der Pause folgte eine Übung zum Vortrag der Texte, denn auch das Performen ist beim Poetry Slam von großer Bedeutung. Schnell fanden sich einige Freiwillige, die einen beliebigen Text einmal wie ein Meteorologe und einmal wie ein Fußballkommentator vortrugen.

Im Anschluss folgten 20 Minuten, die die Nachwuchspoetinnen und -poeten an einem Ort ihrer Wahl für das Verfassen eines eigenen Textes nutzen konnten. Die Schreibübung vor der Pause lieferte vielen dafür wertvolle Ideen.

Den Abschluss bildete dann ein Slam, denn es gab in jeder der drei Gruppen Mutige, die ihre Texte vortrugen, die von einer Jury aus drei Schülerinnen und Schülern mit bis zu zehn Punkten bewertet wurden. Die Ergebnisse waren wirklich beeindruckend und überzeugten selbst die letzten Skeptiker.

Die Sieger bekamen von Frau Reber sogar einen Preis, der bei der Niederschrift weiterer Gedanken helfen sollte.

Wir danken Frau Reber ganz herzlich für ihren mehr als gelungenen Workshop, in dem die Kreativität im Umgang mit der Literatur, die im Schulalltag doch häufig zu kurz kommt, im Mittelpunkt stand.

Eines ist sicher: Niemand, der an dem Workshop teilgenommen hat, hätte lieber regulären Unterricht gehabt oder hätte gar „krank“ sein wollen.

Und wer weiß – vielleicht meldet sich der ein oder andere zu einem Poetry Slam Workshop an der Schaubühne an, wo diese kostenlos angeboten werden, oder kommt im nächsten Frühjahr zu einem Gastauftritt an das Viscardi-Gymnasium.

Cornelia Scherf-Kraß