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Eine Punkband möchte in den 80er-Jahren in einer Kirche auftreten. Eigentlich kein Problem, möchte man heute meinen. Nicht so in der DDR, einem Unrechtsstaat, in dem die Persönlichkeitsrechte wie freie Meinungsäußerung und freier Kulturbetrieb entgegen der eigenen Verfassung mit Füßen getreten wurden.

Aufgewachsen mit der scheinbaren Selbstverständlichkeit einer gesetzten, gesicherten Demokratie konnten die Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen im Vorfeld unserer Berlinfahrt jeweils einen ganzen Tag lang erleben, was es hieß, in die Mühlen der ehemaligen deutschen Diktatur zu geraten oder diese Mühle eben am Laufen zu halten. In drei Gruppen – Punks, Partei, Stasi – aufgeteilt schlüpften die Teilnehmer:innen in die Rollen der Betroffenen und Akteure. Mithilfe des Planspiels DDR, das wir für vier Jahre aussetzen mussten, durchlebten die Schüler:innen, wie Partei und Stasi mit aller Macht und Tücke die Band sprengen und die Musiker auszuschalten versuchten. Was nicht mit Verlockungen und Versprechen gelang, funktionierte mit Täuschung und psychologischen Tricks. Dabei war nichts erfunden. Das Planspiel DDR arbeitet mit Originalquellen des ehemaligen MfS (Ministerium für Staatssicherheit), die für die Schüler:innen aufgrund des teilweise sehr verquasten Politsprechs nicht immer leicht zu verstehen waren. Aber nach der nötigen Info- und Eingewöhnungsphase identifizierten sich die Teilnehmer:innen mit ihrer Rolle und spielten ihr Können in allen Bereichen aus, um ihrer Aufgabe als Stasimitarbeiter oder Politiker gerecht zu werden. Die Frage war: lassen sich die Bandmitglieder unterkriegen, unterliegen sie den vermeintlichen Versprechen der Stasi oder werden sie verhaftet? Sicher war jeweils bis zum Schluss gar nichts.

Eins war um 16:00 Uhr aber für alle sicher: die DDR war eine Scheindemokratie, deren Rechte nur auf dem Papier standen und scheinbar Missliebige und Oppositionelle mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln ausgeschaltet wurden. Glücklich diejenigen, die in einer wirklich verfassungsrechtlich gesicherten Demokratie leben, was beileibe leider keine Selbstverständlichkeit ist.

Wir danken dem Team aus Berlin, Birgit und Uwe Hillmer sowie Hanjost Dörken, für die spannenden Stunden, der Hanns-Seidel-Stiftung für die Finanzierung!

Alexander Rotter

 

Feedback einiger Schüler:innen:

Mir hat das Planspiel sehr gut gefallen! Ich war echt positiv überrascht und hatte eine Menge Spaß. Ich hab auch tatsächlich was gelernt und es hat mir die DDR nähergebracht. Hat seinen Zweck also komplett erfüllt. Ich denke die nachfolgenden Jahrgänge würden sich über das Planspiel auch freuen. Das Team war auch echt nett und danke nochmal an alle.

 Mir hat das Planspiel sehr gefallen. Mich hat es überrascht wie real das Spiel sein kann. Die Gruppe der Stasi zum Beispiel hat das Spiel so ernst genommen, dass die Bandmitglieder in Wirklichkeit Angst hatten und nervös waren. Ich finde, dass es eine coole Idee ist, man bekommt eine sehr gute Einschätzung, wie es damals war. Das Team aus Berlin war auch super nett. Es hat mir wirklich Spaß gemacht und ich finde, man sollte das weiterhin mit den 10 Klassen machen.

 Ich fand es echt toll, man hat viel gelernt. Auch dass wir das nachher selber durchspielen durften, hilft sicher total, Sachen zu verinnerlichen. Also, es war wirklich interessant 🙂